POSTKARTEN BUCHTIPP:
Blätter im Wind

Es gibt Bücher, die mehr sind als ein Geschenk. Sie bereichern und beglücken. Erika Burkart war eine akribische und feinfühlige Beobachterin von Mensch und Natur. Während sieben Jahrzehnten dichterischen Lebens suchte sie Worte, um das Erfasste festzuhalten, wiederzugeben und in ihren Gedichten erlebbar zu machen. 

Dabei wollte die Dichterin «nicht belehren und / zu gar nichts bekehren, / es sei denn zum Lesen, zu Achtung / vor Tod und Leben im Innewerden / machtloser Menschen, Wälder, Tiere», wie es in «Entgegnung» heisst. Mit höchster Präzision erscheinen Blumen, Bäume und atmosphärische Nuancen auf den Buchseiten – und öffnen sich in der Konstellation aus Worten weit ins Transzendente hinaus.
So heisst es in «Schnee essen»: «Schmeckt nach nichts, / schmeckt wie das Leben, / wenn man zu müde ist, / um Dank zu sagen».

Als Pionierin, die das naturhafte, ökologische Bewusstsein zum Kern des menschlichen Denkens und Fühlens macht, wartet Erika Burkarts Werk auf eine Neuentdeckung. Zu Burkarts 100. Geburtstag hat ihr Ehemann, der Schriftsteller Ernst Halter, eine grosse Auswahl ihres lyrischen Schaffens unter dem Titel «Spiegelschrift» zusammengestellt: Die Gedichte ergründen die unerklärliche Existenz des Menschen, in der sich die Natur und blitzhaft die Vision des Todes spiegelt. Magisch. Bewegend. Beglückend. 

Erika Burkart: Spiegelschrift. Gedichte – die grosse Auswahl. Hrsg. von Ernst Halter. Limmat-Verlag, Zürich 2022. 336 S., Fr. 48.90

Erika Burkart: Ortlose Nähe, 2005 (aus «99 beste Schweizer Bücher», Verlag Nagel & Kimche)

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