POSTKARTEN BUCHTIPP: Von Sagen und Wunderkraft

Ob Teufel oder Tölpel, Fee oder Finsternis – seit Kindesbeinen tragen wir Sagen und Geschichten versteckt in unserer Erinnerung mit. Oft sind sie verbunden mit einem einprägsamen Ort oder einem Naturschauspiel, welche die die Einbildungskraft zum Pulsieren bringt. Die mündlich überlieferten Erzählungen variieren je nach Herkunft von Kanton zu Kanton, ja von Land zu Land und sind oft geprägt von einem Zwist zwischen Gut und Böse (oft dem Teufel), handeln von Recht, Hochmut und Geiz. An die wohl bekanntesten Sagen erinnern sich die Zuhörenden gerne mit einem Schmunzeln. Die Urner übertölpeln den Teufel in «Die Teufelsbrücke» mit einem alten Geissbock und ein altes Mütterchen blockiert geschickt und mutig seinen bedrohlichen Felsblock. Im Wallis hingegen siegt die Freundschaft über den «Teufel und die Krähen», während  in Basel-Stadt das «Spalentier» die Neugierde bestraft.
Katja Alves hat 23 traditionelle Sagen aus allen vier Landesteilen zusammengetragen, zu denen 19 junge Illustratoren und Zeichnerinnen ihren bildlichen Zugang beisteuern. Gespenstisch mutet das «Geisterschiff vom Genfersee» mit der Nebeltechnik und seinem offenen Ende an, während «Das Erdmännchen will heiraten» an Rapunzel erinnert und mit seinen Weissstellen anmutig Platz für die Fantasie frei hält. In der wenig bekannten Bündner Sage «Das verschwundene Kind» funkelt es märchenhaft in Text und Bild, wohingegen «Die Rache der schwarzen Katze» scherenschnittartig wirkt.
In seiner Mischung aus Erzähltradition und moderner Bildsprache ist das Buch eine kleine, schillernde Schatzkiste.  

«Die Rache der schwarzen Katze und andere Sagen aus der Schweiz». Herausgegeben und neu erzählt von Katja Alves. © 2019 NordSüd Verlag. 136 S., etwa Fr. 32.-

.

Siehe Link zu Instagram für mehr Bilder