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POSTKARTEN BUCHTIPP: Es wird Winter, es wird Frühling, es wird Sommer
Manchmal ist der Nebel wie Milch, so dass die Sonne kaum durchkommt. Dann ist das Tal ein grosser Topf, und die Menschen und Tiere schwimmen darin wie in einer Suppe. «Wir müssen nur schauen, dass wir mit der Zeit nicht untergehen», sagt die Pürin in Noëmi Lerchs gleichnamigem Roman, der in einer schönen Neuausgabe erschienen ist. Die Pürin bewirtschaftet den Hof allein, ohne Mann. Sie weiss, was sie tun muss. Für die Kühe, die Rinder, die Hühner und den alten Schimmel. Mit ihrer Gehilfin, die in der alten Villa wohnt und manchmal Besuch bekommt von den Grosseltern, die schon tot sind. Viel geschieht nicht auf den rund hundert Seiten dieses wunderbaren Buchs. Es ist Herbst, es wird Winter, es wird Frühling, dann wird es Sommer. Noëmi Lerch erzählt davon, als ob es nichts anderes gäbe als den Hof, die Pürin, die Menschen im Tal und die Arbeit. Melken, Misten, Mähen, Hagen, Kochen. «Wenn der Dreck nicht mehr aus der Haut geht», sagt die Pürin, «dann sind die Hände richtig. Dann sind sie parat.»
Noëmi Lerch: Die Pürin. Roman. Verlag Die Brotsuppe, Biel 2022. 112 S., etwa Fr. 25.-