POSTKARTEN BUCHTIPP: Gaunerei und Glockenschlag

Bereits der Titel «Dorfpolizist Gruber hat’s erwischt» verführt zum Schmunzeln. Unter dem Buchdeckel, in schönem Leinen gebunden, springen die ersten Worte entgegen, wickeln die Leserin um den Finger und katapultieren den Leser mitten in die Kriminalgeschichte. «Ruhig, Donnerpfeil, schhhh, schhhhhh, gopfertelli!» Es fühlt sich kribbelig an wie früher, nach dem Glockenbimbeln, wenn Jörg Schneider als «Chasperli» loslegte. Der Dorfpolizist liegt parfümiert, unter Duftbäumchen, tot im Bett und hinterlässt ein Notizbuch voller Aufzeichnungen und Geheimnisse. Gerichtet ist es an die Gemeindepräsidentin, die durch den Blick des Toten ihre Gemeindemitglieder – den Grabsteinmacher, die verletzte Joggerin, den groovenden Musiker, den Placebo-Meister oder die exzentrische Villenbesitzerin – neu kennenlernt. 

Der Autor Simon Libsig ist gern gesehener Gast(geber) auf den Bühnenbrettern. Selber bezeichnet er sich wahlweise als Poet, Wortfechter, Satz-Konstrukteur, Scharfdichter, Wortspieler, Story-Ingenieur. Buchstabengetreu von diesen Eigenschaften leben die zwei Kriminalgeschichten im Buch. Libsig ist ein aufmerksamer, schnippischer und liebevoller Beobachter und schreibt mit skurrilem, mamchmal morbidem Humor. Er verknüpft die mehrschichtigen, scheinbar alltäglichen Geschehnisse zu einem wundervollen Tatzelwurm. Ein spannendes, kurzweiliges Lesevergnügen voller Witz, Poesie und Daumenkino. 

Simon Libsig: Dorfpolizist Gruber hat’s erwischt. Zwei Kriminalgeschichten. Knapp Verlag, 128 S., etwa Fr. 20.-

Siehe Link zu Instagram für mehr Bilder