POSTKARTEN BUCHTIPP: Die Oper, die es nicht gibt

Die Oper, die es nicht gibt

Am 7. April 1724 leitete Johann Sebastian Bach in der Leipziger Nikolaikirche die Uraufführung der Johannespassion. Es kam zu Klagen. Nicht weil der Gottesdienst mitsamt Predigt fast fünf Stunden gedauert hatte, sondern weil Bachs Musik so ungewohnt war. Es sei schrecklich gewesen, beschwerte sich eine ältere Dame. Man sei sich vorgekommen wie in der Oper. Was Bach darauf entgegnete, ist nicht bekannt. Wie raffiniert seine Musik ist, war den Leuten natürlich entgangen. Aber vielleicht freute er sich sogar ein wenig über die Kritik. Seine Darstellung des Passionsgeschehens ist durchaus theatralisch angelegt. Aber wie hielt Bach es mit der Oper? Und warum schrieb er selbst keine? Der Literaturwissenschafter und Autor Iso Camartin zeigt in seinem neuen Essay «Warum Johann Sebastian Bach keine Oper schrieb», wie spannend es sein kann, sich mit etwas zu befassen, was es nicht gibt. Und was man alles über Bach lernt, wenn man sich fragt, wie die Oper aussehen würde, die er nie geschrieben hat.

Iso Camartin: Warum Johann Sebastian Bach keine Oper schrieb. Rüffer & Rub, Zürich 2022, 160 S., Fr. 28.-.

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