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POSTKARTEN BUCHTIPP: Das unvergessliche Format
Goldgelb schimmern die Birnen am Baum. Der Herbst ist da – und unverhofft klingt ein Vers aus der Vergangenheit an: «Joggeli söll ga Birli schüttle». Da war früher das unhandliche Bilderbuch, breiter als all die andern, dafür nur halb so hoch…
Unvergessen wie Joggeli, die gestreifte Zipfelmütze auf dem Kopf, zum Birnen pflücken geschickt wird, sich jedoch faul unter den Baum legt, was die rotwangigen Birnen zum Schmunzeln bringt.
«Es schickt der Her der Joggeli us, er söll ga Birli schüttle.
Joggeli wott nid Birli schüttle, d Birli wei nid falle!»
Lisa Wengers Mundart Bilderbuch von 1908 beginnt gemächlich wie ein Abzählreim, erhöht das Tempo, steigert den Rhythmus bis die (Wort-)Kaskade ins Wanken und Kullern gerät. Da Joggeli nicht gehorcht, schickt der Meister erst den Hund, dann ein Stöcklein, das Feuer usw.
Mit flinker Feder und gekonntem Pinselstrich schuf Lisa Wenger den «Joggeli» vor über vier Generationen. Schnell wurde er zu einem der beliebtesten Bilderbücher der Schweiz. Dass auch heute die Kinder atemlos der Geschichte lauschen (– die sie längst auswendig wissen!), die detailreichen Zeichnungen verfolgen und sich glucksend vor Lachen auf den Höhepunkt freuen, zeugt von der zeitlosen Qualität des Buches im eigenwilligen Format.
Lisa Wenger: «Joggeli söll ga Birli schüttle!» (Erstausgabe Verlag A. Francke, 1908) Cosmos Verlag. 15 Bildtafeln, 32. S., 12 x 30 cm, etwa Fr. 21.-