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Am Puls der Zeit
Vielleicht liegt das Erfolgsgeheimnis von Martin Suter bereits in seinem Geburtstag: Der 29. Februar, den es nur alle Schaltjahre gibt und der den Jahrestag zu etwas Aussergewöhnlichem macht. Suter gehört seit Jahrzehnten zum Schweizer Literaturbetrieb, hat mehr als zwei Dutzend Bücher veröffentlicht, die regelmässig auf den Bestsellerlisten landen, in viele Sprachen übersetzt sind und ein Millionenpublikum erreichen. Und doch – Suter gehört irgendwie nicht zum Literaturzirkel, denn sein Streben gilt nicht literarischen Meriten. Er fühlt den Puls der Zeit. Seine Bücher erreichen ein breites Publikum, dank ihrer zugänglichen Sprache, der Mischung aus Spannung und Gesellschaftsanalyse und der Fähigkeit, komplexe Themen in unterhaltsame Geschichten zu verpacken. Sein treues Publikum dankt es ihm.
Der neueste Roman «Wut und Liebe» handelt von Noah, dem Künstler, der von seiner Freundin Camilla verlassen wird, da sie sich vom Leben mehr erhofft. Noah will sie zurückerobern, mit allen Mitteln. Mit wirklich allen? Auch auf Kosten seiner Kunst? Das zweifelhafte Angebot einer älteren Dame lässt ihn lange zögern.
Mit Präzision, Schwung und Humor schildert Suter die Lebenssituation der verschiedenen Protagonisten, der jungen, suchenden Generation wie der älteren, die genauso sucht, obschon sie vieles gefunden und anderes vermasselt hat. Die Geschichten flirren zwischen Abstraktion und Figuration, etwas Kunstsinn, Verrat und Wirtschaftskriminalität, eigentlich treiben Liebe oder Wut alles an. Geschickt, ja fast kriminalistisch verknüpft Suter die Erzählstänge und kommt – mit einem unerwarteten juristischen Kniff – zu einem überraschenden Ende.
Für Unterhaltung ist gesorgt.
Martin Suter: Wut und Liebe. Diogenes Verlag, 2025. Hardcover Leinen, 304 S., etwa Fr. 35.-
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