POSTKARTEN BUCHTIPP
Zwischen Romantik und Realität

In ihrem neuen Roman «Waldbad» erzählt Lea Catrina die Geschichte von Luan. Der sympathische Lebenskünstler und Gelegenheitsjobber lebt in einem Bergdorf mit traumhafter Naturkulisse und einem Bergsee. Waldbad, ein fiktiver Kurort mit alpinem Charme, der für Flims, St. Moritz oder Davos stehen könnte, leidet unter den Folgen des Zweitwohnungsbooms: steigende Immobilienpreise und eine Dorfgemeinschaft, die sich drängende Fragen zur Zukunft stellt. Bleiben oder gehen?

Luan und seine Waldbader Freunde treffen sich regelmässig zum Barbecue. Luan geht nachts in den Wald, um mit einem Bogen zu schiessen und sich mit der Natur zu verbinden. Die Abenteuer in den Bergen, deren Schönheit und gelegentliche Gefahr, fängt Catrinas Prosa auf eindringliche Weise ein.

Tagsüber arbeitet Luan im Resort: Er reinigt den Pool, hält die Wohnungen instand, hilft den Gästen und begegnet ihnen offen, freundlich und neugierig – manchmal zu neugierig, wenn er in fremde Wohnungen blickt und ganze Lebensgeschichten hinter verschlossenen Türen entdeckt. Hier bewegt er sich in einem gefährlichen Grenzbereich, überschreitet Grenzen, verliert seinen Job und seine Unterkunft.

Ohne Anklagen beleuchtet der Roman die Probleme in Waldbad. Subtil lotet die Autorin das fragile Gleichgewicht zwischen Tradition und Wandel, Natur und Immobilienprojekten aus. Die Figuren – von den Einheimischen bis zu den Ferienhausbesitzenden, die ihre Lebensgeschichten nach Waldbad bringen – sind lebendig gezeichnet. Es gibt kein richtig und falsch, keine einfachen Lösungen. Doch manchmal ergeben sich Happy Ends, die sich nicht abzeichnen.

«Waldbad» ist eine poetische Reflexion. Mit leiser, kraftvoller Sprache und eindrücklichen Bildern erzählt Lea Catrina eine aktuelle Geschichte, die typsisch ist für viele Regionen der Schweiz und nachhallt. 

Lea Catrina: «Waldbad». Aris Verlag, 2024. 240 S., rund 29 Fr.

Siehe Link zu Instagram für mehr Bilder