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Mord auf Celluloid

Die Lackschuhe des Toten glänzen auf dem Umschlagbild im Scheinwerferlicht. Nichts Dramatisches, im Gegenteil, das Äussere des Kriminalromans «Ausgespielt» von Thomas Blubacher wirkt eher vergnüglich. Inszeniert. Dies passt zum Roman, in dem der Jungstar Hilde am Drehort der Tonfilm Frobenius AG versehentlich ihren Kollegen Alberti ersticht: Das Requisitenmesser war durch ein scharfklingiges ausgetauscht worden.
Die Polizei ermittelt. Ebenso die zwei Freunde Max, aus dem hochherrschaftlichen «Basler Daig», und Simon, ein aus Nazideutschland geflüchteter jüdischer Student mit ungewissem Aufenthaltsstatus. Im Basel der 1930er Jahre reihen sich die Verdächtigen wie die Perlen einer Kette aneinander: die erstaunlich tiefgründige Diva, der flatterhafte Requisitenmeister, die treusorgende Ehegattin, der ambitionierte Regisseur…

Thomas Blubacher veröffentlichte bislang Sachbücher, und darin liegt der besondere Reiz. Er schöpft bei den Fakten aus dem Vollen, schrieb als Theaterwissenschafter unter anderem über Basler Besonderheiten, filmische Drehorte in der Schweiz, exilierte Kulturschaffende am Rheinknie 1933-45. Dieses Hintergrundwissen verwebt er während der Ermittlungen spielerisch und geschickt mit den Verbandelungen und Zwängen des «Basler Daigs», wie auch der Lebensweise von Bürgerinnen und Exilanten. Zudem ist ihm mit dem gegensätzlichen Freundespaar Max und Simon ein übermütiges Ermittlerduo gelungen, das bereits im Februar in «Abgehängt» wieder vor historischer Kulisse in seinen nächsten verzwickten Fall schlittert.🔪

Thomas Blubacher: Ausgespielt. Zytglogge, 2024. S. 168, etwa Fr. 25.-

Neu ab 10. Februar 2025: Thomas Blubacher: Abgehängt, Zytglogge, 2025. S. 216, etwa Fr. 26.-

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