POSTKARTEN BUCHTIPP: Mordlust am laufenden Band

Die Abende werden länger, der Herbstwind braust um die Hausecken und lässt die bunten Laubblätter unverhofft tanzen. Genauso ungeniert wirbelt Marcel Huwyler seine unkonventionellen Ermittlerinnen durch die Seiten, über die Zeilen und beschert seiner Leserschaft eine vergnügliche Lesezeit. 

Nach Jahrzehnten als Journalist wechselte der Zentralschweizer vor einigen Jahren das Genre und wurde zum Krimiautor. Seither stürmt seine herzerfrischend bösartige Violetta Morgenstern als Auftragskillerin im Pensionsalter die Schweizer Bestsellerlisten. Frau Morgenstern agiert gegen das Böse, wegen Verrats, oder in der neu erschienen, irrwitzigen Agentenparodie «Frau Morgenstern und die Offenbarung» bei Archäologen.
Nicht minder überspitzt und ausgekocht agiert Huwylers zweite Hauptfigur: die elegante Unternehmersgattin Eliza Roth-Schild, eine skrupellose Wirtschaftsspionin. Jetzt spinnt der Autor den kriminalistischen Faden weiter mit «Der Herr Wälti», dem treuen Taxifahrer und Hobbydetektiv der Wirtschaftsspionin Roth-Schild. Herr Wälti schlingert ins Abenteuer, herauszufinden, weshalb im Schweizer Nobelhotel das Toilettenpapier verschwindet – nur das luxuriöse mit dem Goldrand. Mit Wortwitz und Kurzweil treibt der Autor den Krimi voran. Es sei nur so viel verraten: skurrile wie liebenswerte Persönlichkeiten tummeln sich voller Elan rund um den Taxichauffeur, geben sich vertrauensvoll die Hand, hintergehen sich hinterlistig – und zum Schluss verhindern sie eine perfide Verschwörung.  

Herr Wälti, ungelenk und herzerfrischend, steht bestimmt nicht zum letzten Mal in Huwylers Fokus. Angelegt auf den nächsten Band, wird der Krimiautor seiner Leserschaft noch manch vergnügliche Lesestunde bescheren – ob sie während der Lektüre schallend loslacht oder auf den Stockzähnen schmunzelt.

Marcel Huwyler: Der Herr Wälti. Der erste Fall. Kriminalroman. Atlantisverlag, 256 S., etwa Fr. 24.-

 

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Siehe auch Marcel Huwyler: «Das goldene Taschenmesser»