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Lachen, vor allem über den Tod
Lachen, vor allem über den Tod
Das Leben ist zu kurz, als dass man es je wirklich verstehen könnte. Und zu lang, als dass man sich damit zufriedengeben würde, den Schreien der vom Sommer trunkenen Schwalben zuzuhören. Georges Haldas hat lange gelebt. 2010 ist er in Le Mont-sur-Lausanne gestorben, dreiundneunzigjährig. Als er neun war, kam er in die Schweiz. Von der ionischen Insel Kefalonia nach Genf. Dort wuchs er auf, studierte Literatur, arbeitete als Hauslehrer, Journalist und Buchhändler. Vor allem aber schrieb er. Gedichte, Prosastücke, darunter das wunderbare Buch «Boulevard des Philosophes», eine zarte Annäherung an die eigene Kindheit und an seinen griechischen Vater, der in der Schweiz nie recht heimisch wurde.
Bei seinem Tod hinterliess Haldas rund dreihundert unveröffentlichte Gedichte. Eine Auswahl davon ist nun erschienen, mit deutscher Übersetzung. Sie reden von Abschied, vom Tod. Vom Leben, das je länger, desto mehr zur blossen Erinnerung wird. Und ja, auch das, von der Auferstehung. Das Ende ist kein Ende: « …und deswegen weiss ich / dass man noch einmal leben wird …/ und man wird über alles lachen / vor allem über den Tod.»
Und immer tauchen sie wieder auf vor Haldas’ innerem Auge: die weissen Häuser, die goldenen Strände und der Himmel, der blauer ist als ein Blau es je sein könnte. Das verlorene Paradies, ja, aber nicht als Figur der Trauer, sondern des Lebens. Eines Lebens, das sich unauflöslich in das Leben webt, das zum eigentlichen Leben geworden ist. Auch wenn das Ende immer spürbar bleibt. Im «fatalen Schritt dessen, den man nicht nennt».
Georges Haldas: Vor der grossen Abfahrt. Avant le grand départ. Gedichte aus dem Nachlass, französisch und deutsch. Ausgewählt und übersetzt von Christoph Ferber. Nachwort Barbara Traber. Limmat-Verlag, Zürich 2024. 168 S., Fr. 39.90.
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Siehe auch «Boulevard des Philosophes». Eine Chronik. Übersetzt von Elisabeth Dütsch. Nimbus Verlag, 2021, 292 S. Halbleinen, 21 x 13.5 cm, Fr. 36.-