BUCHTIPP ZU WEIHNACHTEN:
Julia und Romeo am Arsch der Welt

Geschichten vom Erwachsenwerden sind nicht nur etwas für Jugendliche, sondern für alle Leserinnen und Leser, die sich für einen frischen Blick auf die soziale Wirklichkeit interessieren, für intensive und wechselhafte Gefühle, für erste Male. Um aus der Sicht jugendlicher Figuren zu erzählen, braucht es ein waches Ohr für den Sound der Sprache und ein Sensorium für die literarische Gestaltung eines jugendlichen Lebensgefühls, einer heisskalten, bittersüssen Energie zwischen wilder Lebenslust, Wut, Enttäuschung, Scham und Melancholie. 

Eva Rottmann, die sich vor allem als Theaterautorin einen Namen gemacht hat, findet diesen Sound in ihrem ersten Roman Mats & Milad. Oder: Nachrichten vom Arsch der Welt mit schlafwandlerischer Sicherheit. Dies wiederum liegt an Mats, ihrer Ich-Erzählerin, die zugleich schüchtern ist und abenteuerlustig. Mats ist eine ausgefuchste Erzählerin und sorgt dafür, dass es den Leserinnen und Lesern keinen Augenblick langweilig wird. Schon auf der ersten Seite berichtet sie von einem veritablen coup de foudre: Ein gut aussehender Junge steht auf dem Gleis, ein Zug rast auf ihn zu, Mats greift beherzt ein; der Anfang einer grossen, wenn auch komplizierten Liebe. Kompliziert auch deswegen, weil Milad sogenannten Migrationshintergrund hat und im Kaff, in dem der Roman spielt, sich gerade die Wutbürger formieren. Der Roman ist zugleich hart und ernüchternd und voller Hoffnung und Charme – denn Mats und Milad sind wild entschlossen, die Wirklichkeit nicht einfach hinzunehmen, sondern sie ordentlich mitzugestalten.

 

Eva Rottmann: Mats & Milad. Oder: Nachrichten vom Arsch der Welt. Jacoby & Stuart. 256 S., ca. Fr. 25.-